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#hunderttagebuch: 81/100 – Das Ende der Unschuld

Am Freitag hatte ich wieder ordentlich Stress mit meinem großen Sohn. Es ging wieder um eine Kleinigkeit. Beide wollten wir nicht einlenken und haben vielen vorbeigehenden Passanten auf dem Heimweg von der Kita eine schöne Show geliefert. In dem Moment war mir das herzlich egal.

Zu hohe Erwartungen

Mir wurde klar wie viele unserer Streitigkeiten im Wesentlichen von meinen Erwartungen abhängen. In dem Moment hatte ich die Erwartung, dass mein Sohn einsieht, dass seine Forderung absoluter Humbug ist und einlenkt. Er hat das natürlich ganz anders gesehen. Tatsächlich muss ich gestehen, dass ich keinen blassen Schimmer hatte und auch immer noch nicht habe, warum es ihm so wichtig war, dass wir zurückgehen und einen anderen Weg fahren. Ich hab ihn mehrmals gefragt und er konnte es mir selbst nicht beantworten.

Ich denke aber, dass ich mir sicher sein kann, dass ich zu viel von ihm erwartet habe. Beim Abholen in der Kita-Gruppe habe ich schon gemerkt wie müde er ist. Trotzdem habe ich keinen anderen Ausweg aus unserer blöden Situation gesehen. Ich wollte auch nicht, dass er denkt, sein Verhalten ist so in Ordnung. Er hat mich ja nicht etwa gefragt sondern mir seinen “Wunsch” ins Gesicht geschrien.

Ich möchte, dass er begreift, dass eine normale Frage ob wir den anderen Weg fahren, viel eher zum Ziel führt als Herumschreien und Bockig sein. Ich bezweifele jedoch, dass ich am Freitag mein Ziel erreicht habe. Tatsächlich bin ich selber wütend geworden und habe ebenfalls herumgeschrien. Ganz großes Kino.

Wir vertrugen uns und fünf Minuten später hatte mein Sohn seinen nächsten Melt-Down weil ich etwas tat was er nicht wollte (ich stieg vom Rad weil er langsamer als Schritttempo fuhr).

Zuhause war irgendwann alles wieder gut. Es ist mir tatsächlich auch sehr wichtig, dass wir uns (spätestens) am Ende des Tages wieder vertragen.

Unschuldig bis zum Beweis der Schuld

Warum heißt mein Beitrag das Ende der Unschuld? Weil mir die Unterschiede in der Behandlung meiner beiden Kinder aufgefallen sind. Ich erwarte von meinem Großen schon ziemlich viel. Springt er mir auf den Rücken, bin ich sauer, weil ich erwarte, dass er die Konsequenzen seines Handelns schon abschätzen kann. Bei meinem Kleinen bin ich da viel nachsichtiger, denn da weiß ich, dass er es noch nicht abschätzen kann.

Im Grunde bin ich dann also doch eher sehr misstrauisch und denke er würde mir mit Absicht weh tun. Das ist wahrscheinlich genauso bescheuert wie es klingt. Nun ja, von einem Erwachsenen würde ich das wohl denken. Für meinen lieben, fünfjährigen Sohn macht die Annahme keinen Sinn.

Ich sollte wohl noch ein paar Jahre länger an die Unschuld meines Sohnes glauben. Er macht noch eine Menge Quark, ist aber ein kleiner, lieber Junge, der die Auswirkungen seines Handelns (noch) nicht ganz klar absehen kann.

Aus einer Mücke keinen Elefanten machen

So oft haben wir eigentlich auch keinen Stress. Für mich sind diese Situationen einfach unglaublich groß und präsent, weil ich mit mir selber hadere und das einfach besser machen möchte. Jetzt machen wir uns erstmal eine schöne Adventszeit und lassen fünfe gerade sein.

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