Start ins Wochenende
Ich beginne das Wochenende mit mäßiger Laune. Irgendwie belastet mich diese ganze Coronavirus-Situation an manchen Tagen doch etwas mehr. Ich versuche oft die guten Seiten zu sehen, wie gut wir das als Familie hinbekommen und die Extra-Zeit, die ich nun mit meiner Familie verbringe. In den letzten zwei Jahren habe ich die meiste Zeit Vollzeit gearbeitet und meinen Sohn weniger gesehen als ich eigentlich wollte. Jetzt habe ich jeden Tag viele Stunden mit ihm und genieße das auch meistens. Trotzdem fehlt mir Zeit für mich selbst, meine Nerven sind eben oft doch keine Drahtseile und unser 3-jähriger wirbelt und quasselt den ganzen Tag um uns herum. Eigentlich sollte er zur Zeit 5-6h in die Kita gehen. Das wäre auch tatsächlich perfekt. Dann wäre vormittags genug Zeit um in Ruhe den Haushalt zu erledigen und auch ein bisschen Zeit „nur“ mit Baby für den Elternteil, der an dem Tag zuhause ist.
Letzte Woche habe ich nämlich nach vier Monaten Elternzeit wieder angefangen zu arbeiten. Ich hätte sehr gerne mit den Kollegen einen Kaffee getrunken und alle persönlich wieder gesehen. Stattdessen starte ich mit einem Team-Meeting und sehe nur die Kürzel der einzelnen Kollegen, da bei den meisten die Kamera ausgeschaltet ist. Einige lassen sich zur Begrüßung kurz sehen, danach ist es eher wie eine Telefon-Konferenz. Aber gut, wir konzentrieren uns auf das Wesentliche. Bin gespannt wann ich wieder in die Firma fahren werde.
Die Ungewissheit ist, glaube ich, das was mir am meisten zu schaffen macht. Wann werde ich dieses oder jenes wieder tun? Wann wird unser Sohn wieder in die Kita gehen? Wie wird es mit den Infektionen weitergehen? Werden sich unsere Eltern anstecken? Wird es ihnen dabei gutgehen? Sind die verordneten Maßnahmen sinnvoll? Richten die Maßnahmen letztendlich größeren Schaden an als der Virus selbst es getan hätte? Leider werden wir es erst am Ende der Geschichte beurteilen können.
Samstag
Ich wache am Samstag also eher müde und missmutig auf. Der Kleine neben mir ist auch nicht so gut drauf wie sonst. Der Große kommt schon gleich nach meinem Aufwachen herübergelaufen und ist schon so unglaublich wach. Erstmal Kaffee…
Ich trinke meinen Kaffee nun immer mit Hafermilch. Einige Jahre habe ich schon versucht mich von Kuhmilch zu lösen, zumindest von der täglichen Dosis im Kaffee. Nie hat mir ein Pflanzendrink im Kaffee geschmeckt, mit den neuen Barista-Versionen ist es den Herstellern nun endlich gelungen (für mich) Kaffee-tauglichen Milch-Ersatz zu produzieren.
Nach dem Frühstück sitze ich mit den Kindern wieder in der Spielecke. Der Große probiert das Indianerkostüm an, das der großmütterliche Osterhase noch geschickt hat. Das Kostüm riecht leider ganz fürchterlich. Es ist auch noch ein bisschen groß, aber Sohnemann gefällt es. Ich werde es noch waschen und etwas kürzer machen.
Irgendwie ist die Stimmung bei allen nicht so gut heute morgen. Nach dem Frühstück gehen Sohnemann und Papa in den Park. Das Baby schläft in der Zeit leider nur kurz und schreit ganz viel. Eigentlich ist er ja ein Sonnenschein, aber heute scheint ihn etwas zu stören. Ich wiege ihn und tröste ihn und bin etwas erledigt wenn die beiden Großen wieder zurückkommen. Das war also meine Pause.
Nach dem Mittag (Fischstäbchen und „Baked Beans“ mit Käse) darf ich dann in die Wanne um etwas zu entspannen. Gegen Ende der Wannenzeit kommt dann der Babysohn mit in die Wanne. Ich liebe das. Mit unserem Sohn war das nicht möglich, weil wir damals keine Badewanne hatten. Ich genieße die Wärme und Nähe und mit seinen vier Monaten kann sich das Baby auch schon richtig über das Plantschen im Wasser freuen. Sauber wird er nebenbei auch noch.
Den Nachmittag vertrödeln wir etwas, ich darf nochmal ein bisschen an meinen Schreibtisch. Wir sollten wahrscheinlich mehr Hausarbeit machen aber es kann sich keiner richtig aufraffen.
Zum Abendbrot gibt es Brot und ich versuche einen Rohkost-Salat mit dem Thermomix. Aber irgendwie werden die Stücke ungleichmäßig, einige matschig klein und andere riesig. Schade. Keine Ahnung was ich da falsch gemacht habe. Wir essen ihn trotzdem.
Meine Kollegen haben mir zum ersten Arbeitstag Blumen geschickt. Eine tolle Überraschung. Und tatsächlich habe ich Glück mit dem Strauß. Die Blumen sehen auch nach ein paar Tagen noch schön aus.
Ich bringe heute den Großen ins Bett und es ist wieder etwas schwierig. Er merkt mehrmals lautstark an, er will gar nicht schlafen, er sei nicht müde. Ich muss alle meine Überredungskünste anwenden. Bevor wir das Licht ausmachen bzw. die Vorhänge schließen, hatte ich bereits drei kleine Geschichten vorgelesen, wir haben zwei Mal gekuschelt und nach 90 Minuten kann ich endlich das Kinderzimmer verlassen. Jetzt möchte ich nur noch abschalten.
Früher haben mein Freund und ich gerne Serien und Filme geschaut. Das haben wir uns mit den Kindern total abgewöhnt. Wir treffen uns im Arbeitszimmer und jeder daddelt ein bisschen am Computer. Ich bin gerade auf dem Nostalgie-Trip und spiele „Die Siedler II“. Nach ca. 45 Minuten bin ich vernünftig und gehe ins Bett. Meistens ist die Nacht um vier oder fünf Uhr bereits vorbei, wenn der Babysohn nicht mehr so richtig in den Schlaf findet. Da ist es sinnvoll nicht zu spät ins Bett zu gehen, sonst sind die Nerven am nächsten Tag noch dünner als sowieso schon.
Sonntag – schöne Stunden am See
Die Nacht von Samstag auf Sonntag sollte aber gut werden. Ich bekomme 5h Schlaf am Stück und dann noch 1-2h am Morgen.
Heute legen wir den Babysohn beim Frühstück mal auf seine Decke statt in die Baby-Wippe. Denn morgens strampelt er immer besonders viel und ist fit. Er macht auch mehrere Versuche sich auf die Seite zu drehen, aber so ganz will es noch nicht klappen.
Nach dem Frühstück wird der Babysohn schlafen gelegt und ich düse mit dem Großen zu einem See in der Nähe. Dort gibt es Enten, Steine und Stöcke. Dort können wir es gut 1-2h aushalten. Am Sonntag ist es dort nur etwas voller und wir verstoßen sicher ein paar Mal gegen die Kontaktsperre, versuchen aber Abstand zu halten. Mein Sohn stibitzt (er hat natürlich nett gefragt) von anderen Kindern eine Scheibe Knäckebrot, etwas Karotte und Paprika. Irgendwie will ich ihm das nicht vorenthalten bzw. wollte nicht dazwischen gehen. Keiner der Kinder oder Eltern wirkte krank, niemand hat sich berührt. War das jetzt falsch? Es war eine Impulsentscheidung, die mich aber nun im Nachhinein beschäftigt.
Wir haben so wenig Kontakte zur Zeit. Das Aufeinandertreffen mit den anderen Familien am Teich haben wir nicht forciert. Die Eltern haben Abstand gehalten, aber die 2 und 3-jährigen Kinder sind enger aneinander vorbeigelaufen und haben auch Spielzeug getauscht, haben aber nicht miteinander gespielt. Zuhause haben wir uns dann zumindest gründlich die Hände gewaschen.
Corona-beiseite war es ein sehr schöner Vormittag. Mein Sohn ist geklettert, gerannt und hat etwas Sonne abbekommen. Wir haben sogar noch Gänse-Küken und Enten-Küken gesehen.
Nach dem Ausflug gibt es Mittagessen, Nudeln mit Tomatensoße und Parmesan. Nachdem der Babysohn wieder schläft, darf ich ins Arbeitszimmer und starte mit diesem Beitrag. Unser Babysohn wird pünktlich zur Kaffeezeit wieder wach. Wir essen Oster-Schokolade und ich trinke einen Tee. Dann darf der große Sohn eine Sendung mit der Maus schauen. Er schaut die Folgen aus der Woche auch gerne ein zweites Mal. Danach geht es ab in die Wanne und ich versuche das Baby noch zu einem Nickerchen zu überreden. Denn bis zur Schlafenszeit am Abend wird es vermutlich nicht durchhalten. Ein Nickerchen möchte er aber auch nicht machen. Nach 45min gebe ich leicht genervt auf und gebe das Baby ins Badezimmer wo es dem großen Sohn beim Baden zuschaut bzw. vom Papa bespaßt wird. Und dann ist ja auch bald schon wieder Abendbrot-Zeit. Ich schnippel einen griechischen Salat und wir überbacken Brote im Ofen.
Ich bin gespannt wie sich das Leben ab morgen verändert. Einige Geschäfte sollen wieder aufmachen, auch die Bücherhallen sollen bald wieder öffnen. Das Tragen einer Maske wird in Geschäften und den Öffis empfohlen, so dass ich uns auch welche besorgen werde. Die Lockerungen werden sicher Auswirkungen auf die Infektionszahlen haben, hoffentlich in einem für das Gesundheitssystem verträglichem Maß.