Die Nacht war durchwachsen. Ich wechsle in der Nacht auf die Gästematratze neben dem Bettchen des Jüngsten. Er krabbelt dazu und kuschelt sich an meinen Rücken.
[7:00] Mein Wecker vibriert am Handgelenk. Ich schalte das Licht ein und mein Sohn ist sofort wach. Er ruft „Ein Wolf kommt!“, dass heißt wir müssen uns schnell unter der Bettdecke verstecken.
Am Frühstückstisch sind schon alle versammelt. Mein großer Sohn fängt alle zwei Sekunden einen Satz an mit, „Wusstest du schon?“
Ich mach mir Getreidekaffee und Dinkelpops und werde langsam wach. Mein Mann liest in der Zeit nochmal nach was alles in die Ferienbetreuung mitgenommen werden muss.
Dann folgt Wickeln, Zähne putzen und Kinder zum Anziehen animieren. Der Morgen entwickelt sich zunehmend stressiger.
[8:30] Am Fahrrad fehlt eine Schraube, mein Mann fixt es mit Kabelbinder. Dann bringt er den Großen in die Schule zur Ferienbetreuung und ich fahre mit dem kleinen Sohn in die Kita. Es stürmt ordentlich.
[9:15] Nach der Rückfahrt geht es direkt in das erste Meeting. Ist auch das einzige heute.
[12:00] Zum Mittag gibt es Toast und Salat. Dann geht es weiter. Ich bin ziemlich im Flow, gefällt mir heute aber nicht so gut. “Nur“ Arbeiten macht die to-do-Liste nicht kleiner. Ich bin etwas gestresst.
[14:00] Mir fällt die Yoga-Challenge ein, die ich den Januar über durchziehen möchte. Schnell auf die Matte, danach das Schulkind aus der Ferienbetreuung abholen.
Mein Sohn ist mitten im Lego-Spiel vertieft und ich muss ein paar mal an die Scheibe klopfen bis er mich wahrnimmt. Aus seiner Klasse scheint nur ein weitere Junge in der Ferienbetreuung zu sein.
Aufgedreht rennt mein Sohn vor mir her nach Hause. Nachdem sein Bruder und Papa auch wieder zuhause sind, machen wir unsere kleine Kaffeezeit. Ich häng noch schnell die Wäsche auf, Dann muss ich auch wieder an den Arbeitsplatz.
[15:30] Die Kinder rennen durch die Wohnung und kreischen. Unser Jüngster weint einige Male, ich versuche mich zu konzentrieren. Nicht ganz einfach.
[17:15] Irgendwann eskaliert es im Wohnzimmer, ein Kind fliegt aufs Zimmer, das andere weint. Irgendwann geht im Arbeitszimmer die Tür auf. Ein Kind steht dort, der Fuß würde so furchtbar weh tun. Es müsste unbedingt getröstet werden. Mit einem Seufzer schließe ich mein Laptop und ziehe ins Wohnzimmer um.
Mein Mann hat den Abendbrottisch gedeckt und ein Bananenbrot gebacken, dass der Große morgen fürs Frühstück in der Ferienbetreuung zum Buffet beisteuern kann.
Wir haben ein relativ harmonisches Abendessen. Ich lese anschließend noch einen halben Artikel über die Proteste in China.
[18:15] Die Abendroutine beginnt mit Umziehen, Zähne putzen und Aufräumen. Zu allem müssen wir Großen die Kinder motivieren und antreiben. Bei uns gibt es vor dem Schlafengehen eine Folge einer Serie für die Kinder, die wir auch gerne zur Motivation benutzen. Ich wollte so etwas eigentlich nie. Der Mann hat es mal irgendwann eingeführt und seitdem haben wir zumindest weniger Stress in der Abendroutine. Da wurde Idealismus durch Realität abgelöst.
[19:45] Nachdem beide Kinder schlafen, treffen mein Mann und ich uns im Wohnzimmer und bekommen unsere Belohnung, eine Folge „Once upon a time“. Wir sind in der letzten Staffel. Die Story ist ziemlich verworren, aber die Schauspieler immer noch gut. Ich freu mich trotzdem so langsam auf das Ende der Serie.
[21:30] Das Bettchen ruft. Ich setze mich nicht mehr an den Rechner und tippel diesen Beitrag nur ins Handy. Ich les noch ein paar WMDEDGT und zwar hier, dann hör ich noch ein bisschen Podcast. Mehr passiert heute nicht mehr.
Ich bin halbwegs mit mir zufrieden, ich war öfter geduldig als sonst, hab zwar nichts für meine Zertifikatsprüfung gemacht, aber schon den vierten Tag in Folge Yoga! Richtig cool. Mein Rücken freut sich.
Mit einem Lächeln im Gesicht denke ich noch an meine Kinder. Der Jüngste, der in der Küche das Licht ausmacht, “Eulennebel” ruft und wie ein kleiner Superheld durch die dunkle Küche schreitet. Und an meinen Großen, der voller Stolz alleine sein Fenster im Zimmer aufmacht, mir nun den ganzen Tag viele Wörter aus seiner Umgebung vorliest, dann aber doch zu klein ist um sich selber zuzudecken.