Tagebuch-Bloggen

#hunderttagebuch: 72/100 – Mutti hat versagt!

Ja, es ist ein reißerischer Titel, ich weiß. Genauso habe ich mich jedoch heute morgen gefühlt.

Eigentlich möchte ich in meinem Blog ja im Wesentlichen schöne Erinnerungen festhalten. Ein weiterer Grund ist aber auch der Austausch mit der Eltern-Community.

Berichte wie von Anke von laecheln-und-winken, die auch mal die nicht-so-schönen Eltern-Momente beschreiben, finde ich ebenso wichtig wie Alltagsbeschreibungen der glücklichen Tage.

Doch, vielleicht erzähl ich erstmal.

Ein schlechter Start in die Woche

Ich habe ja schon des Öfteren berichtet, dass mein großer Sohn morgens auf dem Weg in die Kita manches Mal mal die Fassung verliert. Meistens schaffen wir es dann aber doch immer noch irgendwie rechtzeitig zu den Morgenkreisen. Heute morgen nicht.

Es fing, wie immer, mit einer Kleinigkeit an. Mein Sohn eierte weit hinter mir herum und fuhr in Schlangenlinien und stöhnte, er könne jetzt wirklich nicht mehr. Ich bat ihn freundlich doch bitte nach vorne zu kommen, damit ich ihn im Blick habe und mich nicht ständig umdrehen muss.

Nichts passierte. Ich bat mehrfach und eindringlich und dann kam der erste Wutanfall, der leider dazu führte, dass mein Sohn stehenblieb. Na klasse. Ich machte ihn, immer noch freundlich, darauf aufmerksam, dass ich dann den Kleinen zuerst in seinen Morgenkreis bringen würde. Normalerweise bringen wir zusammen erst den Großen in seine Gruppe.

Irgendwann fuhr er mürrisch los.

Etwas später sagte er etwas zu mir, ich weiß gar nicht mehr was, und ich reagierte. Bäm. Der nächste Wutanfall. Ich soll ihn nicht ansprechen. So langsam fängt es auch in mir an zu brodeln. Wir sind rechtzeitig mit genügend Puffer losgefahren und jetzt stehen wir schon wieder in der Gegend rum. Mein Sohn steht bockig da und ich habe keine Idee was die Situation retten kann bzw. was ihn zum weiterfahren motivieren könnte.

Er bleibt also immer mal wieder stehen. Ich fahre vor und warte an jeder Ecke. Es wird später und später. Irgendwann regt er sich natürlich darüber auf, dass ich vorfahre. Er schmeißt sein Fahrrad an den Rand und geht zu Fuß weiter. Ich fahre zurück und schimpfe jetzt schon lauter. Daraufhin schmeißt sich mein Sohn auf den Boden und weint, er möchte sich vertragen. Ich will es doch auch, aber tatsächlich ist er viel zu wütend dafür. Wenn ich doch nur verstehen könnte was in seinem Kopf vor sich geht. Warum zur Hölle ist er eigentlich wütend?

Er versucht halbherzig sein Fahrrad aufzurichten. Ein Erzieher aus der Kita läuft zufällig vorbei und hilft ihm. Ich bedanke mich und merke wie gut es mir tut dabei etwas zu lächeln. Mein Sohn fährt mit wütendem Gesicht weiter. Ich soll nicht mehr mit ihm reden. Ist mir recht. Hauptsache wir kommen endlich in der Kita an.

Und dann vor der Kita passiert es erneut. Ich bitte ihn einem Passanten auszuweichen. Nichts passiert und der Passant muss zur Seite springen. Ich entschuldige mich bei dem Passanten und rufe meinem Sohn zu, dass das nicht in Ordnung sei. Und zack, schon wieder bleibt mein Sohn stehen und ist beleidigt.

Mittlerweile ist klar, dass mein Großer es nicht mehr in den Morgenkreis schaffen wird. Ich trage meinen kleinen Sohn zügig die Treppe hinauf. Prompt fängt er auch an zu weinen, denn er wollte selbst laufen. Weiter weint er, weil wir nicht, wie üblich, zu der Gruppe des Großen gehen. So stehe ich da mit zwei heulenden Kindern und würde gerne selbst ein bisschen heulen.

Ist es wirklich normal?

Haben andere Eltern wirklich auch solche Szenen mit ihren Kindern? Ich beobachte etwas derartiges nie bei anderen. Oder sieht es von außen nicht so dramatisch aus? Ist es, weil ich immer nur einen Bruchteil davon mitbekomme? Oder vergesse ich es gleich wieder? Oder passiert es nur den wenigen Eltern, die ihre Kinder “schlecht erzogen” oder “nicht im Griff” haben? Tja, das ist es wohl was mich im Innersten bewegt. Die Angst, die Sache mit den Kindern zu versemmeln.

Nachdem sich die Flure leerten, habe ich die Kinder aus ihren Wintersachen geschält und die Hausschuhe angezogen. Bei beiden Gruppen kam glücklicherweise noch eine Erzieherin heraus, so dass wir gar nicht so lange warten mussten.

Meinem kleinen Sohn hat die Abweichung von unserer Routine gar nicht gefallen. Er hat leider fürchterlich geweint beim Abschied. Wieder draußen, stand ich traurig an meinem Fahrrad und habe ein wenig mit den Tränen gekämpft. Wieso bekomme ich das nicht besser hin? Oder konnte ich es gar nicht verhindern und solche Situationen gehören zum Leben mit Kindern dazu? Ein “Lessons learned” nehme ich nicht mit. Mir fällt nichts originelleres ein als “nächstes Mal nicht aufregen”. Mmh tja.

Beim Ins-Bett-Bringen haben mein Sohn und ich nochmal kurz über den Morgen geredet. Er hat sich halt geärgert, dass ich vorne gefahren bin, sagt er. Ich bitte ihn sich nächstes Mal kürzer zu ärgern. Dabei belassen wir es erstmal.

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